Annette Caspar
Annette Caspar, auch Pauline (Polly) Annelies Maria Caspar,[1] später Mac Lean, Mc-Lean-Casper oder Caspar-Mc. Lean, dann Bracegirdle (* 23. Januar 1916 in Berlin; † 23. Oktober 2008 in Gislingham, Suffolk), war eine deutsch-britische Malerin, Grafikerin, Wandgestalterin und Keramikerin.
Leben
Annette Caspar wurde am 23. Januar 1916 in Berlin geboren. 1918 zog sie mit ihrer Familie nach Hamburg. Von 1933 bis 1934 studierte sie dort an der Hansischen Hochschule für Bildende Künste bei Hugo Meier-Thur. Nach einer Studienreise in die Schweiz folgte eine neunmonatige Anstellung als Grafikerin in der Werbeabteilung der Firma Montblanc in Hamburg.
Von 1935 bis 1938 studierte sie an den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Berlin. Nach einem Semester Gebrauchsgrafik wechselte sie zum Fach Freie Kunst bei Adolf Strübe. In den Ferien betrieb sie Studien auf der Ostseeinsel Hiddensee. 1938 bis 1940 entwarf sie Titelseiten für die Zeitschrift Elegante Welt. 1940 bis 1942 setzte sie ihr Studium bei Adolf Strübe fort. Ab 1942 schuf sie Zeichnungen von Pflanzenschädlingen für eine chemische Fabrik. Danach folgte „kriegswichtige“ Arbeit. Am 26. März 1945, drei Wochen vor Beginn der letzten Schlacht um Berlin, floh sie von Berlin zum Bodensee.
Sie heiratete den Maler und Bildhauer Harry Mac Lean, der ebenfalls ein Schüler Strübes war, und wohnte bis 1950 in Heidelberg. In der Heidelberger Heiliggeistkirche restaurierte sie mit ihm frühgotische Fresken. 1948 und 1949 war sie Mitglied des Vereins bildender Künstler Baden. 1950 trennte sie sich von ihrem Mann und kehrte danach mit ihrem dreijährigen Sohn nach Hamburg zurück.[2] Ab 1953 ist sie im Hamburger Adressbuch verzeichnet als A. Mac Lean in der Sierichstraße 156 in Hamburg-Winterhude,[3] in der seit 1932 Mitglieder der Familie Caspar wohnten.[4][5] Später, bis 1961, ist sie als Annette Mc-Lean-Casper im Hamburger Adressbuch unter derselben Adresse erfasst.[6] Von 1950 bis 1968 war sie Mitglied des Berufsverbandes bildender Künstler Hamburg und der GEDOK. In Hamburg erhielt sie insgesamt 34 Aufträge für Kunst am Bau. Zu dem Hamburger Maler Theo Wilhelm (1912–2005) hegte sie eine lebenslange Freundschaft.
1961 reiste sie erstmals nach Griechenland.[2] 1965 lernte sie den ehemaligen Lieutenant Commander der Königlich Australischen Marine Warwick Seymour Bracegirdle (* 22. Dezember 1911 in Newcastle, Australien) kennen.[7] Ab 1965 lebte sie auf der griechischen Insel Paros. 1968 zog sie nach England und lebte drei Jahre in Hampshire.[2] Dort heiratete sie am 20. September 1969 im Registration Office von Gosport Warwick Seymour Bracegirdle, der sich vorher, am 5. August 1969 in Winchester von seiner ersten Frau scheiden ließ.[1][8] 1971 zog sie mit ihm in ein Haus in Lodge Cottage in Gislingham in Suffolk, an das später ein Atelier angebaut wurde. Ab 1975 besaß sie eine eigene Töpferei.[2] Am 30. April 1975 wurde vom britischen Innenministerium ihr Treueschwur registriert, infolge der Ausstellung ihrer Einbürgerungsurkunde vom britischen Außenministerium.[9]
Am 14. März 1993 starb ihr Mann in ihrem Haus in Gislingham und wurde auf dem Friedhof von St. Mary’s in Gislingham beigesetzt.[1][10] 1995 gab sie die keramische Arbeit auf, schuf aber weiterhin Zeichnungen und Aquarelle.[2] Am 23. Oktober 2008 starb auch sie in ihrem Haus in Gislingham und wurde am 3. November auf dem Friedhof von St. Mary’s in Gislingham beigesetzt.[11]
Ausstellungen (Auswahl)
Einzelausstellungen
- Schloss Oldenburg
- Bremen
- 1974: Farnham, Suffolk
Gemeinschaftsausstellungen
- 1964: Ausstellung der GEDOK, Hamburg
- 1964: Ausstellung der GEDOK, Landessparkasse, Hannover
- Ab 1975: Jährliche Ausstellung der Eye Arts Guild, Eye, Suffolk
Werke (Auswahl)
Maße: Breite × Höhe
- Ca. zwischen 1932 und 1946: Selbstporträt (möglicherweise von ihr, nicht signiert, Verso nachträglich von fremder Hand bezeichnet), Öl auf Leinwand, auf Platte maroufliert, 34 × 49 cm[12][13]
- 1954: Kunstwerk im oder am Ortsamt Barmbek-Uhlenhorst, heute Kundenzentrum Barmbek-Uhlenhorst, Bezirksamt Hamburg-Nord, Fachamt Einwohnerwesen, Poppenhusenstraße 6, Hamburg-Barmbek-Nord
- 1955 (oder 1965[2]): 2 Glasmosaiken mit Vögeln und Schmetterlingen, beidseitig der Treppe im Eingangsbereich, Meisterschule für Mode, Armgartstraße 24, Hamburg-Hohenfelde – 2016 wiederentdeckt[14][15]
- 1957: Sport- und Spielgeräte, Wandarbeit, Stirnwand Turnhalle, innen, Schule Dempwolffstraße 7, Hamburg-Eißendorf
- 1957: Drei Glasmosaiken mit den Themen Wasser, Luft und Erde, Schule Paul-Sorge-Straße, Hamburg-Niendorf (beschädigt)[16][17] – Wegen Schulneubau 2020 nicht mehr vorhanden – dokumentiert in "Kunst am Bau in Hamburg 1947 - 1958"[18]
- 1957: Märchen, Wandgestaltung im Eingangsbereich der Schule Freiligrathstraße 22, später umbenannt in Schule Angerstraße 31–33,[19] Hamburg-Hohenfelde
- 1957: Kunstwerk in oder an der Bücherhalle am Ottenser Marktplatz, heute Kundenzentrum Altona, Bezirksamt Altona, Fachamt Einwohnerwesen, Ottenser Marktplatz 10, Hamburg-Ottensen
- 1957: Glasmosaik in der Pausenhalle, jetzt Toilettenwand, Grundschule Potsdamer Straße 6, Hamburg-Rahlstedt[20]
- 1958: Hafenmotiv, Wandgestaltung der heutigen Cafeteria der Staatlichen Gewerbeschule für Holztechnik, G6, Richardstraße 1, Hamburg-Barmbek-Süd
- 1960: Glas- und Keramikmosaik über der Treppe, signiert rechts unten mit A Caspar,[21] U-Bahnhof Kiwittsmoor, Hamburg-Langenhorn[22]
- 1960 oder 1961: 2 Keramikmosaiken, im Treppenhaus des Kreuzbaus, Grundschule Potsdamer Straße 6, Hamburg-Rahlstedt[23]
- 1961: Mosaik an Hausfassade, Theodor-Fahr-Straße 47, Hamburg-Langenhorn – Schiffszimmerer-Genossenschaft[24]
- 1961: Kunstwerk in oder an der Schule Luttherothstraße 34/36, Hamburg-Eimsbüttel
- 1964: Metallrelief, Bethesda Krankenhaus, Glindersweg 80, Hamburg-Bergedorf
- 1964: Wandgestaltung in der Pausenhalle des Heilwig-Gymnasiums, Wilhelm-Metzger-Straße 4, Ecke Bebelallee, Hamburg-Alsterdorf
- 1965: Kunstwerk im Unfallkrankenhaus Bergedorf, heute BG Klinikum Hamburg, Bergedorfer Straße 10, Hamburg-Lohbrügge
- 1965: Kunstwerk im Krankenhaus Barmbek, heute Asklepios Klinik Barmbek, Rübenkamp 220, Hamburg-Barmbek-Nord
- 1965: Kunstwerk im oder am Hotel Europäischer Hof, Kirchenallee 45, Hamburg-St. Georg
- 1965: Kunstwerke in der Kantine und im Eingangsbereich des HEW-Bürohauses[2] (Wenn HEW-Gebäude, heute Vattenfall-Gebäude, im Überseering 12, City Nord, Hamburg-Winterhude, dann wohl eher 1967, 1968 oder 1969)
Literatur
- Annette Caspar. In: Christian Otto Frenzel: Kunst am Bau in Hamburg 1947–1958. Im Auftrag und in Zusammenarbeit mit der Baubehörde Hamburg. Verlagshaus Axel Springer in Hamburg. Hammerich & Lesser, Hamburg 1959, S. 22, 23, 130.
- Maike Bruhns: Kunst in der Krise. Band 2: Künstlerlexikon Hamburg 1933–1945. Dölling und Galitz, München/Hamburg 2001, ISBN 3-933374-95-2, S. 288.
- Maike Bruhns: Caspar-Mc. Lean, Annelis (Annette, heute Polly Bracegirdle). In: Der neue Rump. Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs. Hrsg.: Familie Rump. Überarbeitete Neuauflage des Lexikons von Ernst Rump; ergänzt und überarbeitet von Maike Bruhns, Wachholtz, Neumünster 2013, ISBN 978-3-529-02792-5, S. 76.
- Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg: Kunstwerke im öffentlichen Raum, Hamburg, 14. August 2018, S. 12, 16, 25, 28, 29, 33 (PDF-Datei).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c Biografie des 2. Ehemannes Commander Warwick Seymour Bracegirdle auf navy.gov.au (englisch)
- ↑ a b c d e f g Maike Bruhns: Caspar-Mc. Lean, Annelis (Annette, heute Polly Bracegirdle). In: Der neue Rump. Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs. Hrsg.: Familie Rump. Überarbeitete Neuauflage des Lexikons von Ernst Rump; ergänzt und überarbeitet von Maike Bruhns, Wachholtz, Neumünster 2013, S. 76
- ↑ A. Mac Lean im Hamburger Adressbuch von 1953
- ↑ Elisabeth Caspar im Hamburger Adressbuch von 1953
- ↑ Hamburger Adressbuch von 1933
- ↑ Mc-Lean-Caspar, Annette im Hamburger Adressbuch von 1961
- ↑ Polly Bracegirdle’s Story ( des vom 24. März 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf legacy.com.au (englisch). Laut dem Text, der scheinbar von Polly Bracgirdle sein soll und scheinbar in ihrem letzten Lebensjahr verfasst wurde, heiratete sie Bracegirdle auch 1965. Im Neuen Rump (siehe: Literatur) steht: „1965–1970 mit ihrem zweiten Mann, Cdr. Bracegirdle, auf Paros.“
- ↑ Bracegirdle, Warwick Seymour auf Virtual War Memorial Australia
- ↑ Bracegirdle, Pauline Annelies Maria. In: Naturalisation – List of aliens to whom certificates of naturalisation have been granted. In: The London Gazette, 26. Juni 1975 (englisch)
- ↑ Deaths: Bracegirdle, Warwik Seymour. In: The Canberra Times, 17. März 1993, S. 25 (englisch)
- ↑ Ankündigung der Beerdigung auf announcements.telegraph.co.uk (englisch)
- ↑ Selbstporträt (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2023. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf kunstauktionen-duesseldorf.de
- ↑ Versteigerungskatalog bei issuu
- ↑ Wiederentdeckte Mosaiken im Eingangsbereich der Armgartstraße ( des vom 27. Mai 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (mit Abbildung einer Treppenseite), 26. April 2016, auf haw-hamburg.de
- ↑ Abbildung der anderen Treppenseite (Abbildung 5) auf kulturkarte.de
- ↑ Abbildung 6 auf kulturkarte.de (Mosaiken im Neuen Rump (siehe: Literatur) nicht erfasst)
- ↑ Abbildung 2 auf kulturkarte.de
- ↑ Kunst am Bau 1947–1958. Verlag Axel Springer, Hamburg, ohne ISBN, 1959, S. 22 und 23
- ↑ Verzeichnis der Schulen von 1933 bis 1945. ( des vom 21. Juli 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Uwe Schmidt: Hamburger Schulen im „Dritten Reich“, Band 2, Rainer Hering (Hrsg.), S. 784 (PDF-S. 14)
- ↑ Glasmosaik Grundschule Potsdamer Straße auf rahlstedt.art des KulturWerks Rahlstedt (Fotos unter den beiden Fotos ihrer Keramikmosaiken von 1960 oder 1961)
- ↑ Die Linie U1 der Hamburger Hochbahn: Kiwittsmoor auf frederiks.de
- ↑ Mosaik im Bahnhof Kiwittsmoor, vor der Teilverdeckung, auf bildarchiv-hamburg.com
- ↑ 2 Keramikmosaiken Grundschule Potsdamer Straße auf rahlstedt.art des KulturWerks Rahlstedt (Mosaiken im Neuen Rump (siehe: Literatur) nicht erfasst)
- ↑ Nr. 45.1 ( vom 9. Juli 2018 im Internet Archive) auf langenhorn-archiv.de im Internet Archive
Personendaten | |
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NAME | Caspar, Annette |
ALTERNATIVNAMEN | Mc-Lean-Casper, Annette |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Malerin, Grafikerin, Wandgestalterin und Keramikerin |
GEBURTSDATUM | 23. Januar 1916 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 23. Oktober 2008 |
STERBEORT | Gislingham |