Altjapanische Sprache

Altjapanisch
Zeitraum Nara-Zeit (710–794)

Ehemals gesprochen in

Japan
Linguistische
Klassifikation
Sprachcodes
ISO 639-3

ojp

Altjapanisch (japanisch 上代日本語 jōdai nihongo bzw. 上古日本語 jōko nihongo) ist die älteste schriftlich bezeugte Form der japanischen Sprache.

Datierung

Eine genaue Datierung der Zeitspanne gestaltet sich schwierig. Die obere Grenze für diesen Zeitraum ist 794, als die Hauptstadt von Heijō-kyō nach Heian-kyō verlegt wurde. Die untere wiederum ist unklar. Es wurden zwar Holztafeln (mokkan) und Relikte mit Schriftfragmenten ausgegraben, aber der erste vorhandene Text von größerer Länge ist das Kojiki von 712. Ohne die kleinen Textfragmente notwendigerweise auszuschließen, wird aus praktischen Gründen dieses Datum als untere Grenze diskutiert. Dies passt zufälligerweise gut zur Nara-Zeit (710–794). Abgelöst wurde es vom Klassischjapanischen.

Schriftsystem

Die ältesten schriftlichen Quellen sind das Kojiki (712), Fudoki (720), Nihonshoki (720) und Man’yōshū (nach 771).

Die frühesten gefundenen Texte in Japan sind in klassischem Chinesisch verfasst, obwohl sie eventuell mit Hilfe der Kanbun-Methode japanisch gelesen wurden. Einige dieser Texte zeigen Einflüsse der japanischen Grammatik, z. B. dass das Verb hinter das Objekt gestellt wurde. In diesen „hybriden“ Texten wurden gelegentlich chinesische Zeichen als phonetische Ersatzzeichen für die japanischen Partikeln verwendet. Im Laufe der Zeit wurde diese phonetische Nutzung der chinesischen Zeichen immer geläufiger, bis schließlich die Man’yōgana entstanden. Dieses System fand bereits in den nicht-prosaischen Stellen des Kojiki Verwendung, bevor es in einer ausgereiften Form im namensgebenden Man’yōshū genutzt wurde.

Phonologie

Die Erforschung der Phonologie des Altjapanischen basiert auf vergleichenden Studien der Aussprache des Chinesischen jener Zeit, der Ryūkyū-Sprachen und der umgekehrten Analyse des diachronischen Wechsels in der japanischen Aussprache. Obwohl der Großteil der Schriftstücke jener Zeit die Sprache des Nara-Hofes in Zentraljapan repräsentiert, sind einige Gedichte im Man'yōshū in anderen Dialekten aus Süd- und Ostjapan verfasst. Einige dieser Dialektunterschiede lassen sich auch heute noch finden.

Altjapanisch unterscheidet sich phonetisch von späteren Sprachstufen. Eine Analyse der Man'yōgana förderte ein besonderes System, bekannt als Jōdai Tokushu Kanazukai zu Tage. Im Phonem-Abschnitt wird genauer darauf eingegangen.

Die Transkriptionen der altjapanischen Wörter im Kojiki unterscheiden sich von jenen im Nihonshoki und Man'yōshū, da ersteres im Gegensatz zu letzteren beiden die Silben /mo1/ und /mo2/ unterscheidet. Dies wird damit in Zusammenhang gebracht, dass die historischen Aufzeichnungen des Kojiki früher zusammengestellt wurden als jene im Nihonshoki, wodurch diese, kurz danach verschwundene, ältere Unterscheidung erhalten wurde.

Die moderne japanische Silbe [tsu] leitet sich von der Affrikation des [t] vor [u] im altjapanischen [tu] ab und das moderne [zu] gleichfalls vom frühmodernen [dzu] und alten [du]. Bestimmte moderne Dialekte behalten diese Unterscheidung zwischen [z] und [dz], z. B. [midzu] für mizu (Wasser) im Nagoya-Dialekt. Ein ähnlicher Prozess der Palatalisierung mündete im modernen [tɕi] aus klassischem sowie altem [ti]. Allerdings kann nicht nachgewiesen werden, wann /ti/ palatalisiert wurde. Es könnte jedoch ein Affrikat im Altjapanischen gewesen sein.

Andere Charakteristiken, die altes von modernem Japanisch unterscheiden, sind:

Einige Wissenschaftler weisen auf eine Verbindung zwischen dem Altjapanischen und ausgestorbenen Sprachen der Koreanischen Halbinsel, wie der Gaya-Sprache, hin. Ein Nachweis der Verwandtschaft zwischen Japanisch und einer anderen als den Ryukuyu-Sprachen konnte bisher jedoch nicht erbracht werden (siehe auch Japanisch-Ryūkyū für weitere Details).

Phoneme

Ursprünglich wurde davon ausgegangen, dass das Altjapanische 68 Silben besitzt. Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckte Shinkichi Hashimoto, dass im Man’yōshū aus der Menge von möglichen Schriftzeichen für bestimmte Silben in einzelnen Wörtern fast immer nur eine Teilmenge und in anderen Wörtern eine andere Teilmenge verwendet wurde. Dies führte er darauf zurück, dass in der Heian-Zeit Silbenpaare zu einer einzelnen Silbe zusammenfielen.

Durch weitere Untersuchungen wurden schließlich 88 Silben gefunden:

a i u e o
ka ki1 ki2 ku ke1 ke2 ko1 ko2
ga gi1 gi2 gu ge1 ge2 go1 go2
sa si su se so1 so2
za zi zu ze zo1 zo2
ta ti tu te to1 to2
da di du de do1 do2
na ni nu ne no1 no2
ha hi1 hi2 hu he1 he2 ho
ba bi1 bi2 bu be1 be2 bo
ma mi1 mi2 mu me1 me2 mo1 mo2
ya   yu ye yo1 yo2
ra ri ru re ro1 ro2
wa wi   we wo

Aus im Abschnitt Phonetik dargelegten Gründen wird anstatt /h/ auch /p/ geschrieben.

Die CV1-Silben werden als Typ-A-Silben (甲類, Kō-rui) und die CV2-Silben als Typ-B-Silben (乙類, Otsu-rui) bezeichnet. In japanischen linguistischen Quellen werden daher statt CV1 und CV2 jeweils CV und CV verwendet.

Kurz nach dem Kojiki verschwand schnell die Unterscheidung zwischen mo1 und mo2 und verringerte die Silbenanzahl auf 87.

Viele Hypothesen wurden vorgeschlagen, um die Silbendopplungen zu erklären, u. a.:

  • ein 8-Vokal-System,
  • Palatalisierung der vorangegangenen Konsonanten,
  • palatale und labiale Gleitlaute /y/ bzw. /w/ und
  • ein 6-Vokal-System.

Diese Angelegenheit wird derzeit stark diskutiert, so dass kein allgemeiner Konsens herrscht.

Transkription

Bei der Transkription soll bedacht werden, dass damit nicht notwendigerweise eine Hypothese unterstützt wird und die tiefgestellte 1 oder 2 sich auf den Konsonanten oder Vokal beziehen kann.

Es gibt verschiedene konkurrierende Transkriptionssysteme. In einigen werden nur die Typ-B-Silben gekennzeichnet, z. B. mit einem Trema über dem Vokal: ï, ë, ö für i2, e2 und o2 und i, e und o für i1, e1 und o1. Problematisch ist hierbei, dass indirekt eine besondere Aussprache des Vokals impliziert wird, als auch bei Wörtern, bei denen unklar ist ob Silben CV1 oder CV2 sind (z. B. /to/ in /toru/ oder /kaditori/), nicht zuverlässig unterschieden werden können.

Andere Transkriptionssysteme
Trema a e ë i ï o ö u
Trema, erweitert a ê ë î ï ô ö u
a e1 e2 i1 i2 o1 o2 u
Yale-Romanisierung a ye ey yi iy wo o u

Phonologische Regeln

Die Vokaltypen in einem einzelnen Morphem unterlagen bestimmten phonologischen Einschränkungen:

  • -o1 und -o2 kommen nicht gemeinsam vor,
  • -u und -o2 kommen im Allgemeinen nicht gemeinsam vor und
  • -a und -o2 kommen im Allgemeinen nicht gemeinsam vor.

Diese Regeln deuten auf 2 Vokalgruppen hin: /-a, -u, -o1/ und /o2/. Vokale aus einer Gruppe vermischen sich nicht mit denen der anderen; -i1 und -i2 können mit beiden Gruppen vorkommen. Einige deuten dieses Phänomen als Hinweis auf eine Vokalharmonie des Altjapanischen, wie sie in altaischen Sprachen auftritt.

Phonetik

Vokale

Eine phonetische Beschreibung der Vokale hängt von der Hypothese ab, der gefolgt wird.

Konsonanten

nach Bjarke Frellesvig:[1]

Labial Alveo-dental Palatal Velar
Obstruenten Stimmlos *p *t *s *k
Stimmhaft, pränasal *ᵐb *ⁿd *ⁿz *ᵑg
Nasale *m *n
Approximanten *w *j
Flap *ɾ

Realisierung von /h/

/h/ wurde phonetisch vermutlich als *[p] realisiert. Diese Annahme wurde durch folgende textuelle und phonologische Analysen vorhergesagt. So verursacht das moderne /h/ eine Diskrepanz in der Paarung der stimmlosen gegenüber den stimmhaften Konsonanten. Bei /k, g/, /s, z/, /t, d/ und schließlich /h, b/ passt das Paar /h, b/ nicht, da die stimmlose Variante von /b/ /p/ ist. Vergleiche mit den Ryukyu-Sprachen zeigen [p], wo im modernen Japanisch [h] gesprochen wird. Da sich beide Sprachen irgendwann in der Vergangenheit getrennt haben, kann dies als Beleg genommen werden, dass das japanische [h] einst wie das ryukyuische [p] gesprochen wurde.

In späteren Sprachstufen wie dem Klassischjapanischen wurde /h/ als [ɸ] gesprochen, was sich im modernen Japanisch nur bei /hu/ erhalten hat. So schrieben portugiesische Missionare, die Japan im frühen 17. Jahrhundert besuchten, die gesamte /h/-Kana-Reihe als „fa, fi, fu, fe, fo“. Beschreibungen koreanischer Besucher im selben Jahrhundert legen einen stimmlosen labialen Frikativ nahe. Der älteste Hinweis auf [ɸ] stammt aus dem 9. Jahrhundert. 842 beschreibt der Mönch Ennin im Zaitōki, dass das Sanskrit-p labialer ist als das Japanische. Daher ist die allgemeine Meinung, dass zwischen dem 9. und 17. Jahrhundert /h/ als [ɸ] gesprochen wurde. Einige Linguisten gehen davon aus, dass /h/ bereits im Altjapanischen als [ɸ] realisiert wurde.

Es ist auch möglich, dass /h/ am Wortanfang frei als stimmloser bilabialer Obstruent [p ~ ɸ] und im Wortinneren als stimmhafter bilabialer Obstruent [b ~ β] variierte.[1]

Pränasalisierung

Die stimmhaften Laute /b, d, z, g/ wurden pränasal realisiert. Im modernen Japanisch haben sich Spuren davon nur für /g/ mit dessen Allophon [ŋ] erhalten.

*/yi/

Es ist unbekannt, ob es das Phonem */yi/ gab. Die Wörter kai ‚Ruder‘ und kui ‚Bedauern‘ könnten darauf hindeuten, da das Altjapanische Vokal- und Konsonantenhäufungen vermied, so dass eine Erklärung für diese hier ist, dass tatsächlich *kayi und *kuyi gemeint ist. Das zum Schreiben des Altjapanischen verwendete Chinesische konnte die Laute [i] und *[ji] nicht unterscheiden, sodass diese Unterscheidung, sollte es sie im gesprochenen Japanischen gegeben haben, sich nicht im geschriebenen Japanisch widergespiegelt hat.[2]

Silbenstruktur

Traditionell wird der Unterschied zwischen den Typ-A- und Typ-B-Silben bei der Vokalqualität gesehen und damit 8 verschiedene Vokalphoneme mit unterschiedlichen Theorien zur Aussprache dieser Vokale angenommen. Die Silbenstruktur ist damit CV (Konsonant-Vokal).

Andere Forscher sehen den Unterschied bei den Silben selber durch die Verwendung von Gleitlauten und damit eine Silbenstruktur in der Form CGV.

Das einleitende C konnte leer sein. Ein bloßer Vokal tritt aber nur am Wortanfang auf. Stimmhafte Konsonanten und /r/ kommen nicht am Wortanfang vor, ausgenommen bei den zwei Lehnwörtern /rikizimahi1/ und /rokuro/.

Vokalelisionen fanden statt, um Vokalhäufungen vorzubeugen:

  • der einleitende Vokal wird weggelassen: /ara/ ‚wild, rau‘ + /umi1/ ‚Meer, (die) See‘ → /arumi1/ ‚raue See‘,
  • Der folgende Vokal wird weggelassen: /hanare/ ‚getrennt‘ + /iso1/ ‚Felsenküste‘ → /hanareso1/ ‚(vom Land) getrennte Felsenküste‘,
  • zwei aufeinander folgende Vokale verschmelzen zu einem neuen: i1 + a → e1, a + i1 → e2, o2 + i1 → i2 oder
  • /s/ wird zwischen zwei Vokalen eingefügt: /haru/ ‚Frühling‘ + /ame2/ ‚Regen‘ → /harusame2/ ‚Frühlingsregen‘. Es ist jedoch möglich, dass /ame2/ früher */same2/ war.

Grammatik

Pronomen

Personal- und Demonstrativpronomen waren:[3]

kurz lang Lokational Direktional
Personalpronomen
1. Person wa, a ware, are
2. Person1) na nare2)
3. Person si
Interrogativ ta tare
Reflexiv ono2 (ono2re)2)
Demonstrativpronomen
Proximal ko2 ko2re ko2ko2 ko2ti
Nicht-proximal so2 2) so2ko2
Distal3) ka kare
Interrogativ idu- idure iduku iduti

Der Funktionsunterschied zwischen kurzen und langen Pronomen ist nicht bekannt. Den kurzen Pronomen folgt jedoch stets eine Partikel. Bis auf kleinere Ausnahmen werden die langen Pronomen nie mit Genitivpartikeln oder in nominalen Komposita verwendet.

  1. Zusätzlich zu den Personalpronomen gibt es noch weitere Anredeformen für die 2. Person, die teilweise im Gegensatz zu den Pronomen mit einem Pluralsuffix versehen werden können:
    • imasi, masi, mimasi: vgl. mit imasu („sein, vorhanden sein“)
    • kimi: „sie (mein Gebieter)“
    • namuti: von dem Personalpronomen na und dem Honorativsuffix muti
    • namutati: „ihr“; von namuti und dem Pluralsuffix tati
    • wake, ore: abwertend
    • i: abwertend, aber nur in Verbindung mit Genitiv als i-ga
  2. nare kommt nur selten vor, ono2re nur zweimal im Man’yōshū und so2re gar nicht.
  3. Frellesvig weist darauf hin, dass im Altjapanischen kare nur einmal und ka nur mindestens zweimal im Man’yōshū auftauchen. Da sie damit nicht als produktive Mitglieder angesehen werden können, besaß das Altjapanische nur zwei Entfernungsgrade im Gegensatz zum Nachfolger, dem Klassischjapanischen, und dem Vorgänger, dem Protojapanischen, mit ihren drei Entfernungsgraden.

Verben

Altjapanisch unterschied zwischen 8 Verbkonjugationen: vierstufige (四段 yondan), obere einstufige (上一段 kami ichidan), obere zweistufige (上二段 kami nidan), untere zweistufige (下二段 shimo nidan), K-unregelmäßige (カ変 ka-hen), S-unregelmäßige (サ変 sa-hen), N-unregelmäßige (ナ変 na-hen) und R-unregelmäßige (ラ変 ra-hen). Untere einstufige Verben (下一段 shimo ichidan) sind noch nicht vorhanden.

Konjugation

Verbklasse Mizenkei
未然形
Irrealisform
Ren’yōkei
連用形
Konjunktionalform
Shūshikei
終止形
Schlussform
Rentaikei
連体形
Attributivform
Izenkei
已然形
Realisform
Meireikei
命令形
Imperativform
vierstufige -a -i1 -u -u -e2 -e1
obere einstufige - - -ru -ru -re -(yo2)
obere zweistufige -i2 -i2 -u -uru -ure -i2(yo2)
untere zweistufige -e2 -e2 -u -uru -ure -e2(yo2)
K-unregelmäßige -o2 -i1 -u -uru -ure -o2
S-unregelmäßige -e -i -u -uru -ure -e(yo2)
N-unregelmäßige -a -i -u -uru -ure -e
R-unregelmäßige -a -i -i -u -e -e

Mizenkei (Irrealis) und Izenkei (Realis) sind als Kontrastpaare nach der Funktion der entsprechenden Verbform mit der Partikel ba benannt: mit Mizenkei + ba wird eine Hypothese bzw. Konditionalis ausgedrückt und mit Izenkei + ba eine reale Bedingung.

Thematische und athematische Stämme

Verben, deren Stamm mit einem Konsonant endet, werden als „athematisch“ bezeichnet. Diese folgen einer vierstufigen, oberen zweistufigen, S-, R-, K- oder N-unregelmäßigen Konjugation.

Verben, deren Stamm mit einem Vokal endet, werden als „thematisch“ bezeichnet. Diese folgen einer oberen einstufigen Konjugation.

Unregelmäßige Verben

Es gibt einige Verben mit unregelmäßigen Konjugationen.

  • K-unregelmäßig: k- „kommen“
  • S-unregelmäßig: s- „tun“
  • N-unregelmäßig: sin- „sterben“, in- „gehen, sterben“
  • R-unregelmäßig: ar- „sein“, wor- „sein“

Die Konjugationsklassen werden nach dem letzten Stammkonsonanten benannt.

Adjektive

Es gab 2 Arten von Adjektiven: reguläre Adjektive und adjektivische Nomen.

Die regulären Adjektive werden nochmals in 2 Typen eingeteilt: jene, bei denen die Renyōkei auf -ku, und jene, bei denen sie auf -siku endet. Damit gibt es zwei Flexionstypen:

Adjektivklasse Mizenkei Renyōkei Shūshikei Rentaikei Izenkei Meireikei
-ku -ke1 -ku -si -ki1 -ke1 oder -ke1re  
-kara -kari -si -karu -kare -kare
-siku -sike1 -siku -si -siki1 -sike1 oder -sike1re  
-sikara -sikari -si -sikaru -sikare -sikare

Die -kar- und -sikar-Formen sind vom Verb ar- („sein“) abgeleitet. Die Renyōkei-Flexion (-ku oder -siku) bekommt ar- als Suffix. Die Flexion folgt der R-unregelmäßigen Konjugation von diesem. Da das Altjapanische Vokalgruppen vermeidet, geht das resultierende -ua- zu -a- über.

Die adjektivischen Nomen besitzen nur eine Flexion:

Stamm Mizenkei Renyōkei Shūshikei Rentaikei Izenkei Meireikei
Adjektivisches Nomen -nara -nari -nari -naru -nare -nare

Partikeln (joshi)

Das Altjapanische kannte folgende Partikel:[4]

Kaku joshi (格助詞)

Kaku joshi sind Partikeln, die den Kasus von Nomen anzeigen.

  • Nominativ: Die Nominativpartikel i war bereits veraltet und geriet nach dem Altjapanischen außer Gebrauch.
  • Akkusativ: wo (verändert sich nach der Themenpartikel ha zu wo-ba)
  • Genitiv: Hauptsächlich wurden für den Genitiv ga und no2 verwendet. ga wird dabei hauptsächlich possessiv und no2 attributiv gebraucht, beide aber auch appositionell, wobei bei ga eher der vorangegangene Teil und bei no2 der nachfolgende Teil betont wird.[5] Daraus ergibt sich, dass bei Personalpronomen ausschließlich ga (z. B. wa-ga, „mein“; na-ga, „dein“; si-ga, „sein“, ta-ga, „wessen“) und bei Demonstrativpronomen ausschließlich no2 (ko2-no2, „dieses“; so2-no2, „jenes“) benutzt wird. In Nebensätzen werden beide auch zur Markierung des Subjektes verwendet. Die Genitivpartikel tu fängt an, im Altjapanischen unüblich zu werden, da sie hauptsächlich nur nach Ortsangaben vorkommt.
    Bereits veraltete Genitivpartikeln sind ro1, ro2, na – letzteres evtl. aber auch eine außer Gebrauch geratene Dual-Partikel – und da, die wiederum eine veraltete Variante von na ist. Vorhanden sind sie z. B. noch in den folgenden Ausdrücken: kamu-ro1-ki („Geistwesen [Genitiv] männlich“), kamu-ro1-mi („Geistwesen [Genitiv] weiblich“), o1-ro2-ti („groß [Genitiv] wildes, mächtiges Wesen“), ma-na-ko1 („Auge [Genitiv] ?Kind; Augapfel“), ke-da-mono („Haar [Genitiv] Wesen“).
  • Dativ: ni
  • Allativ: Das Nomen he1 („Seite, Richtung“) wurde erstmals als Allativpartikel verwendet.
  • Ablativ: Ablativpartikeln waren gleichrangig yo1ri, yo1, yuri und yu. Das Nomen kara wurde erstmals als Ablativpartikel verwendet.
  • Komitativ: to2

Kakari joshi (係助詞)

  • Thema: ha wurde zur Anzeige eines normalen oder kontrastierenden Themas und mo zur Betonung verwendet.
  • Bekräftigung: namo (namu), so (zo), koso
  • W-Fragen: ka
  • Ja/Nein-Fragen: ya

Fuku joshi (副助詞)

Fuku joshi bilden adverbiale Phrasen.

  • bakari: „etwa, ungefähr“ (von hakar-, „messen; planen“)
  • dani: „zumindest“
  • made (ni): „bis“
  • nomi2: „nur, einzig, allein; gänzlich, völlig, vollkommen“
  • sahe: „auch, außerdem, sogar, zumindest“ (vgl. das moderne sae)
  • si: „auch, sogar“
  • simo: „sogar“
  • sura: „sogar, zumindest“

Setsuzoku joshi (接続助詞)

Setsuzoku joshi folgen finiten Verbformen um Nebensätze zu bilden.

  • gane: „so dass“
  • gani: „als ob“
  • mono wo: „obwohl“
  • mono kara (ni), mono yuwe (ni): „als, während“
  • ni: „als, weil“
  • to:
    • Konzessivsatz („selbst wenn, obwohl“), häufig gefolgt von motomo
    • „damit, zwecks“
  • wo: „da, weil“
  • yuwe (ni): weil (nach Nomen auch „wegen“)

Shūjoshi (終助詞)

Shūjoshi sind Satzendpartikeln.

  • gane: Optativ
  • kamo: Interrogativ; Ausruf
  • moga: Desiderativ
  • miyu: „es hat den Anschein“. Miyu stammt von der Schlussform von miye-, dem Passiv des Verbs mi- („sehen“).
  • na: Verbot („nicht“); Ausruf
  • so, koso, ka, ya: siehe Kakari joshi

Kantō joshi (間投助詞)

Kantō joshi bilden Interjektionen.

  • ro: Kommt nur selten im zentralen aber häufig im östlichen Dialekt vor.
  • we, wo, ya, yo

Die Suffixe für die Meireikei stammen vermutlich von den Interjektionen yo (zentraler Dialekt) und ro (östlicher Dialekt) ab.

Hilfsverben

Die nicht flektierbaren werden auch als Partikeln betrachtet.

Verbindung mit Mizenkei

Stamm Mizenkei Renyōkei Shūshikei Rentaikei Izenkei Meireikei Funktion
ba nicht flektierbar Konditionalis
h- -a -i -u -u -e -e Wiederholung
ray- -e           Potentialis
r-/y- -e -e -u -uru -ure -e(yo) 1) Passiv, 2) Potentialis, 3) Spontanität
s- -a -i -u -u -e -e Höflichkeitsform
s- -e -e -u -uru -ure -e(yo) 1
sim- -e -e -u -uru -ure -e(yo) Kausativ2
zu nicht flektierbar Negation
  1. Bildete transitive und kausative Verben und diente auch als leichte Höflichkeitsform.
  2. Spätere Verwendung als Höflichkeitsform noch nicht vorhanden.

Verbindung mit Renyōkei

Stamm Mizenkei Renyōkei Shūshikei Rentaikei Izenkei Meireikei Funktion
ke1r- -a   -i -u -e   modale Vergangenheit
se   ki si sika   direkte Vergangenheit
masiz-     -i -iki     negative Annahme1
tar- -a -i -i -u -e -e Perfektiv (abgeleitet von -te + ar- („sein“))
te nicht flektierbar Te-Form (adverbiales Partizip)
tutu nicht flektierbar gleichzeitig ablaufende Handlung („während“)
  1. Entwickelt sich zu späterem maz-.

Verbindung mit Shūshikei

Stamm Mizenkei Renyōkei Shūshikei Rentaikei Izenkei Meireikei Funktion
mer-   -i -i -u -e   starke Annahme
nar-     -i -u -e   Hörensagen
ras-     -i -iki -ikere   Mutmaßung

Verbindung mit Rentaikei

Stamm Mizenkei Renyōkei Shūshikei Rentaikei Izenkei Meireikei Funktion
nar- -a -i -i -u -e -e Kopula

Verbindung mit Izenkei

  • ba: Markiert eine Bedingung oder einen Grund (siehe auch Mizenkei-ba; nicht flektierbar)
  • do: Konzessiv (nicht flektierbar)

Verbindung mit Meireikei

Stamm Mizenkei Renyōkei Shūshikei Rentaikei Izenkei Meireikei Funktion
r- -a -i -i -u -e -e Perfekt

Dialekte

Das Man'yōshū enthält Gedichte, die in einem östlichen Dialekt geschrieben wurden.

Proto-Japanisch

4-Vokal-System

Die folgenden Verkürzungen fanden statt:

  • *ia > /e1/
  • *ai1 > /e2/
  • *ui1 > /i2/
  • *o2i1 > /i2/
  • *au > /o1/
  • *ua > /o1/

Damit kann das Proto-Vokalsystem als /*a, *i, *u, *o2/ rekonstruiert werden.

/h/ < *[p]

Beim Proto-Japanischen wurde /h/ sehr wahrscheinlich *[p] gesprochen.

Co1 als Cwo

Verteilungsgemäß mag es einst *ho1, *ho2 und *bo1, bo2 gegeben haben. Die Unterscheidung zwischen /mo1/ und /mo2/ kommt nur im Kojiki vor und verschwand danach. Wenn das wahr ist, dann wurden Co1 und Co2 für alle Kombinationen außer /wo/ unterschieden. Von einigen wird dies als unterstützendes Argument angesehen, dass Co1 für Cwo steht.

Quellen und Einzelnachweise

Quellen

  • Hisataka Omodaka: Jidaibetsu Kokugo Daijiten: Jōdaihen. Sanseidō (澤瀉 久孝: 時代別国語大辞典:上代編. 三省堂), 1967, ISBN 4-385-13237-2.
  • Akiho Yamaguchi, Hideo Suzuki, Ryūzō Sakanashi, Masayuki Tsukimoto: Nihongo no Rekishi. Tōkyō Daigaku Shuppankai (山口 明穂, 鈴木英夫, 坂梨隆三, 月本幸: 日本語の歴史. 東京大学出版会), 1997, ISBN 4-13-082004-4.
  • Susumu Ōno: Nihongo no Keisei. Iwanami Shoten (大野 晋: 日本語の形成. 岩波書店), 2000, ISBN 4-00-001758-6.
  • Samuel E. Martin: The Japanese Language Through Time. Yale University, 1987, ISBN 0-300-03729-5.
  • Marc Hideo Miyake: Old Japanese. A Phonetic Reconstruction. RoutledgeCurzon, London, New York 2000, ISBN 0-415-30575-6.
  • Masayoshi Shibatani: The Languages of Japan. Cambridge University Press, 2000, ISBN 0-521-36918-5.
  • John R. Bentley: A Descriptive Grammar of Early Old Japanese Prose. Brill, 2001, ISBN 90-04-12308-3

Einzelnachweise

  1. a b Bjarke Frellesvig: The Phonology of OJ. (PDF) In: Japanese Historical Linguistics. Abgerufen am 16. Dezember 2017 (englisch).
  2. John R. Bentley: Old Japanese. In: Nicolas Tranter (Hrsg.): The Languages of Japan and Korea. Routledge, 2012, ISBN 978-0-415-46287-7, 7.2.4 Morphophonology, S. 193 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 13. Oktober 2018]).
  3. Bjarke Frellesvig: Old Japanese Pronouns. (PDF; 132 kB) In: Japanese Historical Linguistics. Abgerufen am 25. Mai 2008 (englisch).
  4. Bjarke Frellesvig: Old Japanese Particles. (PDF; 169 kB) In: Japanese Historical Linguistics. Abgerufen am 25. Mai 2008 (englisch).
  5. Bruno Lewin: Abriß der japanischen Grammatik: Auf der Grundlage der klassischen Schriftsprache. Harrassowitz, 1990, ISBN 3-447-02981-1, S. 75–76 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).