Sabine Schormann

Sabine Schormann (* 1962 in Bad Homburg) ist eine deutsche Germanistin und Kulturmanagerin. Sie ist Generaldirektorin des Museums Fridericianum in Kassel und war von 2018 bis 2022 Generaldirektorin der documenta.

Leben und Wirken

Schormann wurde als Tochter des Werbekaufmanns Bernd Schormann und der Bankkauffrau Maria Schormann geboren und wuchs in Eppstein und Königstein auf.[1] Sie studierte von 1981 bis 1987 Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Mainz. Im Jahr 1992 wurde sie mit einer Arbeit zu Bettina von Arnim promoviert.[2]

Schormann ist verheiratet mit Walter Wolfgang Kleine, der von 2004 bis 2014 Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Hannover und zuvor langjähriger Mitarbeiter der Sparkasse Bremen war, zuletzt als Mitglied des Vorstands.[3]

Beruflicher Werdegang

Anfang der 1990er Jahre war Schormann als studentische Hilfskraft am Goethe-Museum in Frankfurt am Main mit der Organisation erster, zunächst kleinerer, Ausstellungen betraut.[4] Nach Abschluss ihrer Promotion arbeitete sie ab 1992 in der Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Bonn. Während ihrer Tätigkeit im Bereich „Sonderaktionen, Konzeption und Umsetzung“ war sie als Projektleiterin für den seitdem auch in Deutschland eingeführten Tag des offenen Denkmals zuständig.[5]

Hannover, 1996 bis 2019

Im Jahr 1996 übernahm sie die Leitung der Ausstellungen „Planet of Visions“ und „Das 21. Jahrhundert“ im Themenpark der EXPO 2000 in Hannover.[6] Als Direktorin der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und der VGH-Stiftung blieb die Landeshauptstadt bis 2018 Dienstort.[7]

Sabine Schormann war Schirmherrin für den vom Presse Club Hannover verliehenen Leibniz-Ring-Hannover. 2019 übernahm Eske Nannen ihre Nachfolge.[8]

Generaldirektorin des Museums Fridericianum und der documenta

Zum 1. November 2018 wurde Schormann Generaldirektorin der documenta[9][7] und des Museums Fridericianum in Kassel. Zu ihren Aufgaben gehörte unter anderem die Vorbereitung und Organisation der 15. Documenta.[10][11]

Mit Eröffnung der documenta fifteen am 18. Juni 2022 wurde sie wegen der Darstellung antisemitischer Bildinhalte in dem zentral in der Stadt ausgestellten Werk des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi sowie wegen der Beziehung von Beteiligten an der documenta fifteen zur Kampagne Boycott, Divestment and Sanctions kritisiert. Schormann und dem mit der Kuratierung beauftragten Künstlerkollektiv Ruangrupa wird vorgeworfen, gegen die Grundwerte Respekt, Dialogfähigkeit und Menschlichkeit der Documenta verstoßen und das Werk erst nach dem üblichen Preview der Medien installiert zu haben. Das Werk wurde daraufhin zunächst mit schwarzem Tuch verhüllt und am 21. Juni 2022 endgültig abgebaut.[12][13][14][15] Der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen Michael Fürst forderte ihren Rücktritt,[16] ebenso der Rechtswissenschaftler Ulrich Haltern. Dieser hatte in seiner Funktion als Jurymitglied des Niedersächsischen Staatspreises vom niedersächsischen Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) zuvor erfolglos gefordert, Schormann aus der Jury abzuberufen.[17]

Am 16. Juli 2022 trat sie schließlich als Generaldirektorin der documenta zurück und ihr Geschäftsführerdienstvertrag wurde einvernehmlich aufgelöst. Sie soll offenbar im Amt bleiben, bis Ersatz gefunden ist ("Zunächst wird eine Interimsnachfolge angestrebt"). [18][19]

Einzelnachweise

  1. Temperamentsbündel Maria Schormann feiert 85. Geburtstag. In: Taunus Nachrichten vom 16. Mai 2018
  2. Bettine von Arnim: die Bedeutung Schleiermachers für ihr Leben und Werk, Untersuchungen zur deutschen Literaturgeschichte. Niemeyer, Tübingen, 1993. Neuauflage 2011 ISBN 978-3-11-094217-0 (Dissertation)
  3. Rätselraten über den Abgang von Walter Kleine. Abgerufen am 16. Juli 2022.
  4. Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts, Gebr. Knauer, 1991, S. 324
  5. Ein Geschenk an die Bürger. 25 Jahre Tag des offenen Denkmals®. In: monumente-online.de. Deutsche Stiftung Denkmalschutz, August 2018, abgerufen am 17. Juli 2022 (Enthält Abschnitt: Die Kulturmanagerin Dr. Sabine Schormann, designierte ­documenta-Geschäftsführerin, erinnert sich).
  6. Sabine Schormann: Szenographie. Zur Zukunft der gestalteten Ausstellung am Beispiel von ‚Planet of Visions' und ‚Das 21. Jahrhundert' im Themenpark der Expo 2000. In: Museumskunde, Nr. 66, 1/2001, S. 47.
  7. a b Abschied nach 18 Jahren: Stiftungsdirektorin Sabine Schormann geht zur documenta. In: VGH Newsroom, 1. November 2018
  8. lok: Nannen sucht Schmiede für Leibniz Ring / 77-Jährige ist neue Schirmherrin, in: Neue Presse vom 28. Februar 2019, S. 21
  9. Florian Hagemann, Werner Fritsch, Ulrike Pflüger-Scherb: Nach d14-Skandal: Sabine Schormann wird neue documenta-Geschäftsführerin. In: hna.de. 26. April 2018, abgerufen am 17. Juli 2022.
  10. Mit neuer Stärke zur documenta 15. In: documenta.de. 25. April 2018, abgerufen am 21. Juni 2022 (Pressemitteilung).
  11. Sabine Schormann wird Documenta-Generaldirektorin. In: Der Tagesspiegel Online. 25. April 2018, abgerufen am 21. Juni 2022.
  12. Antisemitismusvorwürfe gegen Großbanner in Kassel. So begründen Kunstkollektiv und Documenta die Verhüllung. In: spiegel.de. 21. Juni 2022, abgerufen am 21. Juni 2022.
  13. Niklas Maak: Judenfeindliche Kunstwerke: Die Documenta-Leitung muss jetzt zurücktreten. In: FAZ.NET. 21. Juni 2022, abgerufen am 17. Juli 2022.
  14. Maria Ossowski: Kommentar: documenta-Chefin Sabine Schormann muss gehen, NDR, 21. Juni 2022
  15. Sven Hansen: Künstlerkollektiv Taring Padi: Gruppe fühlt sich missverstanden. In: taz.de. 21. Juni 2022, abgerufen am 17. Juli 2022.
  16. Martina Gilica: Michael Fürst fordert Rücktritt der documenta-Leitung, Interview, 29. Juni 2022
  17. Antisemitismus-Streit auf documenta erreicht Niedersachsen NDR 1 Niedersachsen bei ndr.de vom 1. Juli 2022
  18. Antisemitismus-Eklat. Documenta-Generaldirektorin Schormann legt Amt nieder. In: Monopol. 16. Juli 2022, abgerufen am 16. Juli 2022.
  19. Matthias Lohr, Florian Hagemann: Nach Antisemitismus-Eklat: documenta trennt sich von Generaldirektorin Sabine Schormann. In: hna.de. 16. Juli 2022, abgerufen am 17. Juli 2022: „„Der Aufsichtsrat, die Gesellschafter und Generaldirektorin Dr. Sabine Schormann verständigten sich einvernehmlich darauf, ihren Geschäftsführerdienstvertrag kurzfristig aufzulösen. Zunächst wird eine Interimsnachfolge angestrebt.““