Bröckelt deutsche Langbahn-Dominanz?

Das waren noch tolle Zeiten, als die deutschen Langbahnfahrer sowohl auf der Gras- wie auch der Sandbahn ihren Stempel aufdrückten. Unvergessen dabei der Rekord-Weltmeister Gerd Riss, der acht Titel gewinnen konnte. Lediglich der viel zu früh verstorbene Engländer Simon Wigg konnte ihm mit fünf Weltmeisterschaften Paroli bieten. Dazu die deutschen Langbahnasse Robert Barth und Karl Maier, die zusammen mit dem Finnen Jonas Kylmäkorpi vier mal Weltmeister wurden. Der Finne schien zu seiner Zeit unschlagbar, denn seine vier WM-Triumphe gewann er allesamt zwischen 2010 und 2013 in Serie. Auch Egon Müller reihte sich mit drei WM-Titel in die Phalanx der Deutschen ein.

 

In diesem Jahr war die Ausbeute aus deutscher Sicht eher etwas dürftig – schaut man nur auf die nackten Ergebnisse. Coronabedingt wurden nur zwei Grand Prix durchgeführt – am 13. Juli im französischen Marmande und Ende August im polnischen Rzeszow auf Bahnen, die dem Anspruch einer Langbahn-Weltmeisterschaft nur bedingt gerecht werden. Wobei das Rennen in Frankreich schon seit Jahrzehnten zu den Klassikern zählt. Für die deutschen Teilnehmer war die lange Nacht in der Region Nouvelle-Aquitaine zum Vergessen. Weder Martin Smolinski, noch Bernd Diener und Titelverteidiger Lukas Fienhage fanden sich zurecht. Der vierte Deutsche, Max Dilger, musste schon im Vorfeld des Rennens wegen einer Verletzung passen. Smolinski und Diener schafften es nur ins kleine Finale und belegten am Ende die Plätze acht und neun, während Lukas Fienhage nicht über den elften Platz hinaus kam. Der Franzose Dimitri Berge, der mit einer Wildcard am Start war, gewann das Rennen mit 21 Punkten vor den Niederländer Romano Hummel (19) und Theo Pijper (17). Somit war klar: Nur noch ein kleines Wunder könnte für einen deutschen WM-Triumph helfen. Diese kleine Chance packte Martin Smolinski am 28. August in Rzeszow beim Schopf und gab nur ein einziges Pünktchen ab. Dies reichte in der Gesamtabrechnung jedoch nur für die Vize-Weltmeisterschaft, denn Romano Hummel hatte am Ende mit 32 Punkten zwei Punkte mehr auf dem Konto als der heute 37-jährige Bayer. Lukas Fienhage, der in der Endabrechnung Sechster wurde, konnte noch Schadensbegrenzung betreiben.

 

Somit vertreten im Jahr 2022 drei Fahrer die deutschen Farben. Zu Smolinski und Fienhage gesellt sich noch Max Dilger, der am 22. August in Pardubice die Challenge mit 19 Puinkten gewann. Der Brite Zach Wajtknecht (17), der Pole Stanislaw Burza (16) und der Tscheche Martin Malek (16) haben sich bei diesem Rennen ebenfalls für den WM-Grand Prix qualifiziert. Für Langbahn-Oldie Bernd Diener endete die Challenge schmerzlich. Nach einem schweren Sturz brach er sich den Oberschenkel und befindet sich derzeit in der Reha. Ob es zu einem Comeback des 62-jährigen Schwarzwälder kommt, steht derzeit noch in den Sternen. Ebenfalls drei Fahrer kommen aus England, gefolgt von zwei Niederländern, zwei Tschechen und zwei Franzosen. Ein Vertreter kommt noch jeweils aus Polen und Dänemark und das Fahrerfeld komplettiert ein Wildcard-Fahrer des Veranstalters. Die Termine für die Weltmeisterschaft sind am 3. Juli in Mühldorf (D), 21. August in Scheeßel (D), 3. September in Morizes (F), am 10. September in Vechta (D) und am 25. September in Roden (NL). Der sechste WM-Lauf soll in Rzeszow stattfinden, allerdings ist der Termin noch offen.

 

Ein weiterer Höhepunkt im Jahr 2022 könnte die Team-Weltmeisterschaft werden. Am 26. Mai findet im Waldstadion in Herxheim die FIM Longtrack of Nations statt. Mit acht Weltmeisterschaften führt Deutschland in diesem Wettbewerb die Statistik an. Allerdings waren die Glanzzeiten Anfang des 21. Jahrhunderts, als von 2007 bis 2015 sieben Weltmeisterschaften eingefahren wurden.

Der letzte Titel liegt auch schon vier Jahre zurück. Im niederländischen Roden gewann die deutsche Mannschaft vor den Franzosen und Niederländern. Diese beiden Nationen zählen auch in der Pfalz zum Favoritenkreis. Da muss bei der deutschen Mannschaft alles passen, um sich die goldene WM-Medaille wieder umhängen zu können.

 

Bei der Grasbahn-Europameisterschaft warten die erfolgsverwöhnten deutschen Fans schon fast zehn Jahre auf einen Titelgewinn. „The Catman“, Stephan Katt war in Eenrum (NL) der letzte Deutsche, der den EM-Titel erringen konnte. Es war nach La Reole (F) und Berghaupten sein dritter EM-Titel. Danach machten die Niederländer (Jannick de Jong ), die Franzosen (Dimitri Berge und Mathieu Tresarrieu) sowie die Engländer (James Shane und Zach Wajtknecht) das EM-Finale unter sich aus. Die Engländer haben Deutschland (13) in der Medaillenstatistik mit 14 EM-Ttel bereits überholt und die auch Niederländer rücken immer näher. Sofern es die Pandemie zulässt sind für das Jahr 2022 folgende Prädikatsläufe geplant: Das Halbfinale 1 soll am 25. Juni voraussichtlich im dänischen Holsted stattfinden und zum zweiten Semifinale trifft sich Europas Elite am 23. Juli in Werlte im Emsland. Das Finale steigt dann am 7. August in Leamington Spa (GB).

 

Wenn ein Langbahnfahrer von einer guten Saison sprechen kann, dann ist es Max Dilger. Der 32-jährige Schwarzwälder, der auch auf der Speedwaybahn unterwegs ist, krönte seine guten Leistungen mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft im Reiterwaldstadion in Vechta. Am 11. September setzte sich Dilger mit 26 Punkten vor Lukas Fienhage (21) und Stephan Katt (21) durch. Michael Härtel (16) und Jörg Tebbe (15) folgten auf den Plätzen fünf und sechs. Auch wenn Martin Smolinski (im Speedway-Halbfinale für Landshut bei Metalika Recycling Kolejarz Rawicz unterwegs) und der verletzte Bernd Diener fehlten, galt Dilger nicht unbedingt als Favorit. Lukas Fienhage war auf seiner 535 Meter langen Heimbahn doch mehr zugetraut werden. Da Max Dilger auch den WM-Challenge in Pardubice gewann, wird er auch im Jahr 2022 an den Grand Prix-Läufen zur Weltmeisterschaft teilnehmen.

 

Die Gespanne hatten nach 2020 auch im Jahr 2021 mit der Corona-Pandemie zu kämpfen. Während die Solisten doch einige Rennen austragen konnten, gingen die Dreirad-Artisten ein weiteres mal leer aus. Keine deutschen Meisterschaften, keine Europameisterschaftsläufe und auch die Gespann Masters, die internationale Rennserie für die B-Gespanne mussten ausfallen. Eigentlich waren zwei Rennen, in Nordhastedt und Leipzig, vorgesehen. Alle hoffen, dass es im Jahr 2022 besser wird. Zumindest die Europameisterschaften sind für das kommende Jahr geplant. So soll am 13. August in Bad Hersfeld eine Qualifikationsrunde stattfinden und das Finale ist am 21. August in Eenrum terminiert.

Beitrag von: Wolfgang Geiler

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Eine Antwort

  1. Klaus Kleine-Puppendahl sagt:

    die Dominanz bröckelt nicht, die ist schon lange weg !!

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